Die häufigsten Stolpersteine in der Candidate Journey und wie du sie vermeiden kannst

von | 20. Dezember 2024 | Candidate Experience, Employer Branding, Tipps

Du hattest in deinem Leben bestimmt auch schon die ein oder andere Bewerbungsphase und hast es selbst erlebt: Ein Job, der auf den ersten Blick perfekt aussieht, entpuppt sich auf deinem Weg durch den Bewerbungsprozess als frustrierendes Erlebnis. Genau darum geht es bei der Candidate Journey – die Reise, die man als Bewerber:in durchläuft und die Erfahrungen, die man dabei macht (Candidate Experience). Dabei gibt es viele Touchpoints, die das Gesamterlebnis entweder positiv oder negativ beeinflussen können. Lass uns einmal genauer hinschauen, an welchen Stellen es oft hakt und warum.

Der Erstkontakt: Unklare oder unattraktive Stellenanzeigen

Es beginnt schon bei der Stellenanzeige. Hast du jemals eine Anzeige gelesen, die völlig unklar formuliert war oder bei der du dich gefragt hast, ob die Position überhaupt zu dir passt? Viele Unternehmen vernachlässigen diesen wichtigen ersten Touchpoint.

Ein Beispiel: Eine Anzeige, die nur aus Fachbegriffen und Phrasen wie „Dynamisches Team sucht KPI-orientierten Visionär“ besteht, schreckt ab. Warum? Weil sie nicht konkret beschreibt, was von den Bewerbenden erwartet wird oder was sie vom Unternehmen erwarten können. Unklare Anforderungen und fehlende Informationen über Gehalt oder Arbeitszeit sorgen für Unsicherheit.

Wie kann das besser laufen? Eine klare, transparente und authentische Sprache hilft, Vertrauen aufzubauen. eine gute Stellenanzeige gibt dem/der Bewerbenden eine klare Vorstellung davon, was ihn oder sie erwartet.

Abgesehen davon kann man sich durch eine attraktiv und einzigartig formulierte Stellenanzeige auch vom Wettbewerb abheben. Wenn ich mir manchmal die Stellenanzeigen auf Portalen wie Stepstone ansehe, die ja auch nicht wenig Geld kosten, kann ich mich nur wundern. Häufig steht da exakt dasselbe, was tausende andere Unternehmen auch schreiben. Wenn du Lust auf einen kleinen Test hast, dann gib doch mal die Floskel „verantwortungsvolle Position mit vielseitigen Aufgaben in einem dynamischen Umfeld“ bei Google ein … 

Online-Sichtbarkeit: Unvollständige oder veraltete Informationen

Viele Bewerber:innen informieren sich vorab über ein Unternehmen – sei es durch eine Google-Suche, kununu-Bewertungen oder auf der Karriereseite. Wenn hier nur veraltete, unvollständige oder sogar widersprüchliche Informationen stehen, kann das schnell einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Beispiel: Auf der Karriereseite steht, dass ein „offenes Arbeitsklima“ herrscht, während auf kununu mehrere Mitarbeiter:innen von schlechter Kommunikation und einem autoritären Management berichten. Diese Diskrepanz lässt an der Glaubwürdigkeit des Unternehmens zweifeln.

Was besser wäre: Einheitliche und aktuelle Informationen auf allen Plattformen. Eine authentische Online-Präsenz, die auch auf Kritik eingeht, zeigt Professionalität und Offenheit.

Jobportale: Unklare oder irreführende Stellenanzeigen

Auch auf Jobportalen selbst gibt es Herausforderungen. Manche Anzeigen enthalten widersprüchliche Angaben, sind schlecht formatiert oder verlinken auf nicht funktionierende Bewerbungsseiten. Das wirkt unprofessionell und frustriert potenzielle Bewerber:innen.

Beispiel: Der Bewerbungslink in einer Stellenanzeige führt auf eine Fehlerseite. Oder es bewerben sich Interessent:innen auf eine ausgeschriebene Position, nur um später zu erfahren, dass die Stelle bereits besetzt ist.

Wie es besser geht: Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Anzeigen korrekt und aktuell sind. Regelmäßige Überprüfungen und Updates sind hier entscheidend.

Die Bewerbung: Komplizierte oder zeitraubende Prozesse

Hast du schon einmal 45 Minuten damit verbracht, einen Lebenslauf in ein Online-Formular zu kopieren, obwohl du ihn als PDF hochgeladen hast? Oder einen Bewerbungsprozess abgebrochen, weil das System ständig abstürzte? Das sind typische Probleme, die Bewerber:innen demotivieren.

Ein weiteres Beispiel: Manche Unternehmen verlangen ungewöhnlich viele Dokumente oder Tests gleich zu Beginn, ohne zu erklären, warum. Das wirkt abschreckend und vermittelt den Eindruck, dass die Zeit der Bewerber:innen nicht wertgeschätzt wird.

Lösung: Ein einfacher, benutzerfreundlicher Bewerbungsprozess. Formulare sollten leicht auszufüllen sein, die Daten aus dem Lebenslauf automatisch übernommen werden. Transparenz darüber, warum bestimmte Schritte notwendig sind, kann ebenfalls helfen. Und – absolut notwendig: ein mobil optimierter Bewerbungsprozess!

Die Bestätigung: Keine oder langsame Rückmeldungen

Der Klassiker: Der/die Bewerbende schickt die Bewerbung ab und dann … passiert erst einmal nichts. Tage, vielleicht sogar Wochen vergehen, ohne dass eine Rückmeldung kommt. Dieses Schweigen ist eines der größten Probleme in der Candidate Journey.

Beispiel: Stell dir vor, du bewirbst dich auf eine Stelle, bekommst eine automatisierte Eingangsbestätigung und wartest danach vergeblich auf weitere Informationen. Irgendwann fragst du dich, ob deine Bewerbung überhaupt angekommen ist.

Ganz ehrlich? Das ist ein absolutes No Go! Egal, wie ausgelastet die Personalabteilungen auch sein mögen – eine zeitnahe Reaktion IST möglich und MUSS sein. Kein Unternehmen würde auf die Projektanfrage eines Neukunden nicht reagieren. Warum? Weil der Neukunde sich dann verabschieden und bei der Konkurrenz kaufen würde. Zu recht. Behandle deine Bewerber:innen also wie Neukunden.

Es gebietet der Anstand, auf eine Bewerbung zeitnah zu reagieren. Regelmäßige Updates über den Stand des Bewerbungsprozesses sind entscheidend. Auch wenn es keine Neuigkeiten gibt, zeigt eine kurze E-Mail, dass der/die Bewerber:in nicht vergessen wurde.

Das Vorstellungsgespräch: Unprofessionelles Verhalten

Das Vorstellungsgespräch ist oft der entscheidende Touchpoint in der Candidate Journey. Doch hier lauern viele Fallstricke. Vielleicht hast du es schon erlebt: Der/die Interviewer:in kommt unvorbereitet, stellt unpassende oder sogar unzulässige Fragen, oder das Gespräch wird plötzlich abgebrochen, weil „der/die richtige Ansprechpartner:in“ doch nicht da ist.

Beispiel: Du kommst pünktlich zum Termin, wartest 30 Minuten in einem kargen Raum und wirst dann von einem gestressten Personalverantwortlichen empfangen, der kaum Zeit für dich hat. Das fühlt sich an, als wärst du nicht wirklich willkommen. Wertschätzung ist das A und O. Gut vorbereitete Interviewer:innen, eine freundliche Begrüßung und klare Informationen über den Ablauf sorgen für eine positive Erfahrung.

Ich selber hatte einmal das Erlebnis, dass ich vor dem Kennenlerntermin eine Case Study bearbeiten sollte. Das hatte ich akribisch getan (und natürliche einige Stunden investiert), nur um im Gespräch zu erfahren, dass mir die falsche Case Study geschickt wurde und sie „mit dieser Case Study jetzt leider gar nichts anfangen könnten“. Ich hatte nicht mal das Gefühl, dass es ihnen besonders leid getan hätte, dass ich umsonst Arbeit hineingesteckt hatte. So lief das weitere Gespräch auch ziemlich unrund und mir wurde schon währenddessen klar, dass ich dort nicht arbeiten wollte.

Die Entscheidung: Keine oder intransparente Absagen

Eine der größten Enttäuschungen in der Candidate Journey ist es, nach Wochen des Wartens eine Standardabsage zu erhalten – oder gar keine. Oft wird nicht erklärt, warum es nicht geklappt hat, was den/die Bewerbende ratlos zurücklässt.

Ein Beispiel: Der/die Kandidat:in hat mehrere Gespräche geführt und Zeit und Energie investiert, doch die Absage kommt ohne eine persönliche Note. Das hinterlässt einen sehr schlechten Eindruck vom Unternehmen.

Was besser wäre: Eine transparente Kommunikation, die konstruktives Feedback gibt, kann viel bewirken. Das zeigt, dass das Unternehmen die Zeit des/der Bewerbenden respektiert und vielleicht sogar dabei hilft, sich für die Zukunft zu verbessern.

Die Candidate Journey ist eine Chance, keine Pflichtübung

Jeder Touchpoint in der Candidate Journey ist eine Gelegenheit, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Leider werden viele dieser Chancen nicht genutzt. Wenn Bewerber:innen das Gefühl haben, nicht wertgeschätzt oder respektiert zu werden, kann das ein Warnsignal sein – sowohl für den weiteren Prozess als auch für das Unternehmensimage. Denn letztlich zeigt der Bewerbungsprozess oft, wie das Unternehmen auch intern agiert und welche Werte wirklich gelebt werden.

Deshalb sollten Unternehmen unbedingt auch auf die Details achten und regelmäßig hinterfragen, ob die Prozesse den Bewerber:innen das Gefühl geben, geschätzt und willkommen zu sein. Eine positive Candidate Experience ist nicht nur eine Frage der Professionalität, sondern auch ein strategischer Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente.


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